Pfingstwanderfahrt der AH

Pfingstwanderfahrt der AH

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Türkisfarbenes Wasser, blauer Himmel und schneebedeckte Berge Pfingstwanderfahrt der AH auf dem Vierwaldstätter See OK, die Schweiz gilt nicht gerade als Billigland, aber so teuer war es dann doch nicht. Für das“ kleine“ Mehr bei den Preisen wurden wir durch das entschädigt, was die Schweiz auszeichnet: eine Landschaft, die an das Ambiente einer Modelleisenbahn erinnert,  exzellent ausgebaute Autobahnen  mit unendlich vielen Tunneln, so dass man nur gelegentlich einen Blick auf die grandiose Bergwelt werfen kann und eine gewisse Ruhe und Gediegenheit , die über allem liegt und dem Schweizer Nationalcharakter geschuldet zu sein scheint, aber auch etwas Verstaubtes, etwas Gestriges hat . Untergebracht hatte uns das Vorbereitungsteam Wolfgang Krämer und Wolfgang Andler auf der Südseite des Vierwaldstätter Sees in dem unweit Luzerns gelegenen Städtchen Beckenried, von wo aus wir sternförmig unsere Touren in der folgenden Woche starten sollten. 1. Juni: Hinfahrt; Horst Reitz steuerten dankenswerter Weise den nahezu vollbesetzten Vereinsbus mit angehängter Barke. Noch ehe alle restlichen Teilnehmer, die mit eigenen Fahrzeugen gestartet waren, ankamen, war die Barke aufgeriggert und zu Wasser gelassen- für die fachgerechte Vertäuung sollte unser Sportsegler Jeff Haigh sorgen. 2. Juni: Heute ging es in den südöstlichsten Ende des Vierwaldstätter-Sees. Dies ist literarhistorisch der vielleicht interessanteste Winkel des Vierwaldstätter Sees, denn er führte uns am 1282 erstmals erwähnten “Treib-Haus“ mit seinen aufgesetzten, braun-gelben Fensterumrahmungen vorbei- hier sollte es uns so gefallen, dass wir auf der Hin- und Rückfahrt einkehrten und uns mit einem dreifachen Hipp-Hipp-Hurra von der überaus freundlichen Bedienung verabschiedeten. Doch das Treib-Haus ist nicht deswegen erwähnenswert, sondern weil es 1637 als Treffpunkt der Vertreter der Schweizer Urkantone Schwyz, Uri und Unterwalden diente, die die Schweizer Unabhängigkeit vorbereiten sollten. Wenige Meter nach dem „Treib-Haus“ bogen wir rechts ab in den sog. Urner See, ruderten  am Seelisberg und Rütli vorbei, dessen Name durch durch „Wilhelm Tell“ jedem Gymnasiasten und Theaterliebhaber dank des „Rütlischwures“ ein Begriff sein sollte, und passierten das aus dem 19. Jahrhundert stammende Denkmal Schillers, des deutschen Verfassers des Schweizer Nationalepos. Ende der Tagesetappe war Fluelen, wo wir die Barke im Hafen vertäuten. 3. Juni: Strahlender Sonnenschein sollte uns den ganzen Tag begleiten, so dass wir den gelegentlichen  Schatten des Steilufers, das sich von Fluelen bis nach Brunnen hinzieht, genossen. Es ging vorbei am sogenannten „Tellsprung“, dem Ort, an dem Wilhelm Tell angeblich mitten im Sturm seinen Häschern durch einen kühnen Sprung entkommen ist. Immer wieder staunten wir, wo die Schweizer überall bauen: einsame Bauernhöfe irgendwo auf grünen Matten hoch über dem See, schmucke Einfamilienhäuser am Rande eines steil abfallenden Felsens, die Autobahn wie in den Fels gefräst. Vor Brunnen querten wir den See und statten unserer Treib-Haus Wirtin erneut einen Besuch ab, die von unserem Appetit, vor allem aber von unserem Durst  so begeistert war, dass sie uns eine VW-Runde (vom Wirt) ausgab. Aber diese Stärkung brauchten wir auch, denn die Strecke zurück nach Beckernried war zwar kurz, aber der Gegenwind und die Wellen waren beachtlich. 4. Juni: Morgens überquerten wir den See, ruderten an der bekannten Bürgenstock-Halbinsel vorbei nach Weggis, wo wir im „Beau Rivage“ anlegten und Peter Knapp uns auf seinen Geburtstag mit einem Glas Sekt an- und aufstoßen ließ. Wer übrigens in gehobenem Ambiente einen Urlaub am Vierwaldstätter-See genießen will, dem sei das Beau Rivage empfohlen. Weiter ging es um die bewaldete Halbinsel von Hertenstein herum nach Greppen, wo wir anerkennen mussten, dass die Globalisierung auch vor den Schweizer Urkantonen nicht Halt macht, denn das einzige Lokal war ein Thailänder, aber „…der Hunger treibt’s rein!“, meinte Ruderkamerad W. Hertel, um aber danach einzugestehen, dass es so übel doch nicht gewesen war. Die Mittagspause war zu Ende , Küssnacht (Tell: „Durch diese hohle Gasse muss er kommen,…!“) war nicht weit, aber wir kehrten um, überquerten abermals den See, genossen die Runde Freibier von Ruderkamerad W. Euringer in einem Yachthafen unweit Stansstads  und legten nahe des dortigen Rudervereins (klein , fein und sehr sauber, also typisch Schweiz) an und hatten ein echtes Abenteuer zu bestehen- wir mussten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück nach Beckenried, was uns, die wir alle schon seit Jahrzehnten keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutzen, leicht zum Verhängnis geworden wäre, wenn – ich glaube, G. Ortlieb sei Dank- uns nicht ein ticketautomatkundiger Eingeborener zu Hilfe geeilt wäre, so dass auf diese Weise unser Hotel fast schneller erreichten als mit einem Taxi, wie H. Bindner überrascht feststellte. 5. Juni: Morgens fuhren wir mit dem Vereinsbus und W. Bauschs Auto nach Stansstad. Schon wieder Sonne! Mein Sonnenschutzfaktor 20 half nichts mehr, meine Ohren glühten und die Nase begann sich zu schälen. Es ging die Bürgenstock-Halbinsel entlang zu einem wunderschönen Bierlokal, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere, aber das Bier war gut und in gleißender Sonne querten wir abermals den See, denn Vitzenau wollten wir noch  „mitnehmen“, bevor wir nach Stansstad zurück ruderten und die Barke auf den Hänger luden. 6. Juni: Es ging nach Hause! Hatte ich gestern noch über die Sonne gestöhnt und damit-gewiss unbeabsichtigt- den Wettergott ob meiner Undankbarkeit verärgert, so sollte ich heute seine Rache spüren. Alle Ruderkameraden fuhren in ihren Privat-PKWs und dem Vereinsbus trocken nach Hause, aber ich war mit meinem Motorrad angereist und es regnete in Strömen. Dabei hatte ich mir extra keine Vignette gekauft, denn ich wollte noch etwas von der Schweiz sehen! Bereits in Luzern waren meine Lederhandschuhe durchweicht, in Olten quakte das Wasser beim Schalten in meinen Stiefeln , in Aarau begann der Regen mir allmählich vom Helm in die Kombi zu tropfen und in Rheinfelden war ich so entnervt, dass ich drauf und dran war, meine Suzi stehen zu lassen, um ein Taxi zu rufen. Doch dann stoppten die Wolken, die Rheinebene öffnete sich, und meine Hayabusa schnurrte wie ein bösartiges japanisches Kätzchen und Mannheim flog auf mich zu. Ich war glücklich und dankte allen, die zu diesem Erlebnis beigetragen hatten!

D. Krause

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