Langweilig kann jeder
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6. Oktober 2012
Die sechste Auflage der Tagesfahrt von Mannheim nach Guntersblum (Rheinhessen) begann eigentlich recht ungewohnt: Unser Vereinsbus verzichtete auf seinen Boxenstopp bei den freundlichen Mitarbeitern von Mercedes-Benz. Doch dann folgten an der engen Riedspitze Begegnungen der seltenen Art und wir fühlten uns plötzlich ins neunzehnte Jahrhundert versetzt: Schmucke Pferdegespanne mit Damen und Herren in zeitgemäßer Gala gekleidet. Eine Augenweide. Und schon hatte Norbert Ufer das Motto der Tagesfahrt geprägt: Langweilig kann jeder. Zurück im 21. Jahrhundert: Warum gibt es eigentlich noch keine rückwärtige Einparkhilfe samt Heckkamera zum Einsetzen der Barke an der Xylon-Werft? Doch dann nutzte man auf dem ruhigen Rhein, der in dieser Tagesform sogar zum Einerfahren verlockt hätte, die Gelegenheit zur sportlichen Weiterentwicklung: Die einen erkundeten auf dem Rhein kurzweilige steuertechnische Möglichkeiten. In dem Bewusstsein, dass noch etwas Spielraum nach oben vorhanden ist, nutzten andere die geduldige Barke zur Vervollkommnung ihrer ruderischen Fertigkeiten. Nach Beendigung der Bauarbeiten an den Pfeilern und dem Wegfall der damit verbundenen Welle, hat auch die Wormser Rheinbrücke ihren Unterhaltungswert verloren. Ersatzweise gelang es unserem routinierten Steuermann Norbert durch Passieren von Kreuzwellen immer wieder, seine Crew, die fast paritätisch mit Männlein und Weiblein besetzt war, wach zu halten. Wie gesagt Langweilig kann jeder. Und schon war die Hagenstatue am Rheinufer unbemerkt passiert Was soll´s? Wir haben ja im Vereinszimmer den kleinen Bruder des großen Wormser Hagen stehen. Wird der wütende Sagenheld wirklich den Schatz der Nibelungen in den Rhein werfen? Besuchen Sie doch mal seinen kleinen Bruder in unserem Vereinszimmer (Foto: Reitz) Bei Rheinkilometer 451 wurde dann im Fährhaus die verdiente Mittagspause eingelegt. Von dort machten sich auch die Fahrer auf den Rückweg nach Mannheim, um den Barkenhänger nachzuziehen, Rainer Henningers Bus zu holen und Jeff Haigh, der sich zum Ziehen des kleinen Bootshängers bereit erklärt hatte, einzusammeln. Obwohl das Stützrad des Barkenhängers plötzlich meinte, Worms auf eigene Faust erkunden zu müssen, kam das Team vom Landdienst Sekunden vor dem neuen weißen Fünfer gefahren als Doppelvierer mit am Ziel in Guntersblum an. Apropos Fünfer: Er ist zwar durch seine Luftkästen und seinen Innenausbau bestens für den Rhein geeignet, aber zum Trockenlegen der Fussräume sollte man doch Schwämme an Bord haben oder auf die bestens ausgerüstete Barke warten. Der Nachmittag hatte es nämlich dann doch in sich: Die Wettervorhersage traf bedauerlicherweise völlig zu: Starker Wind von Norden bedeutete steifen Gegenwind mit aufgewühltem Wasser. Jetzt waren es nicht mehr die Kreuzwellen von vereinzelten Schiffen, sondern starke Wellen – vor allem in der Mitte -, die an den Kräften und Nerven der rudernden Crew zehrten. Die Anstrengungen des Nachmittags hatten auch ihre positiven Seiten: Der Appetit der insgesamt 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer war so groß geworden, dass im Guntersblumer Rheinhof nicht nur die Vorräte an Rumpsteaks oder an regionalen Leckereien geplündert wurden. Bis zu unserer nächsten Tour werden sie sicher wieder aufgefüllt sein.
Horst Reitz