Wanderfahrt Schwerin
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Stephan Herwig
13.8.- 21.8.2011 „Schwerin soll total toll sein zum Rudern. Wollen wir beide nicht die Sommerwanderfahrt nächstes Jahr dorthin organisieren?“ schlug mir Michael letztes Jahr irgendwann im Herbst vor. Gute Idee, fand ich. Als ich vor einigen Jahren mal auf der Durchreise in Schwerin war, da hatte ich mir fest vorgenommen, eines Tages mit einem Boot hierher zurückzukommen: Der große See mit diesem unglaublichen Märchen-Schloss, die vielen verbundenen Kanäle und angeschlossenen kleineren Seen, einfach toll. Wir machten uns ans Organisieren. Zehn Monate später, Samstag der 13.8.2011, morgens früh um 7:30 Uhr vor der Amicitia. Verschlafene Gesichter. Ein bunter Haufen aus Wassersäcken, Reisetaschen und Bootszubehör stapelt sich vorm Bootshaus. Unser blauer Bus steht mit weit aufgerissenen Türen in Reichweite. Geschäftiges Hin-und-Her-Gelaufe. „Hast Du das Kabel von dem Anhänger schon irgendwo gefunden?“. Die „Nimms Leicht“ wird auf dem Anhänger verzurrt. Immerhin, acht Leute konnten wir für die Tour am Ende begeistern. Oder besser „sieben plus eins“, denn Michi ist zwar dabei, kann aber diesmal aufgrund einer Skate-Verletzung nicht rudern, sondern will am Ufer nebenher mit Skates fahren. Von Mannheim nach Schwerin sind es über 700 km. Zehn Stunden später sind wir in Schwerin. Die Schweriner Rudergesellschaft hat ein total tolles und sehr neues Ruderhaus (ein Niedrig-Energie-Haus sogar), mit direktem Blick aufs Schloss. Es gibt Gästezimmer mit Betten. Unser Quartier für die nächsten Tage, wirklich ideal! Sonntag „Im Schloss Wiligrad gibt es einen Hofladen mit super-leckeren Kuchen und Suppen, da müsst Ihr unbedingt hin!“. Mit dieser Empfehlung von der Schweriner Rudergesellschaft starteten wir in den ersten Rudertag. Auf nach Wiligrad. 15 km Rudern in eine Richtung, unterbrochen von einigen Pausen, u.a. zum Baden. Würde das Wetter halten? Durchwachsene Vorhersagen. Auf dem Hinweg gab es schon einiges an Wellen und dunklen Wolken, aber es war eine durchaus schöne Ruderetappe. Während wir im besagten Hofladen in einem Wintergarten den wirklich leckeren Kuchen genossen (Stachelbeer-Baiser und Blaubeer-Schoko) fing es an zu regnen. Erst leicht, dann immer stärker. Und schließlich, einige Kaffeetassen später, mussten wir einsehen, dass wir jetzt wohl trotz des schlechten Wetters zurück rudern müssten. Es wurde ein nasser und bisweilen wilder Ritt über den inzwischen ziemlich welligen Schweriner See. Aber es gab auch diese magischen Momente auf dieser Etappe, die eine Wanderfahrt ausmachen: Wir kamen durch enge, von Bäumen gesäumte Kanäle, über kleinere Seen, vorbei an kleinen ins Wasser gebauten Ferienhäusern und an grünen Hügeln. Nur das letzte Stück, gegen Wind und Wellen über den aufgewühlten Schweriner See (Schaumkronen überall), wurde ein kleiner Belastungstest für Mannschaft und Boot. Gut, dass die „Nimms Leicht“ gutmütig durch die Wellen geht. Schwerin am Abend ist eine überraschend ausgestorbene Stadt. Umso besser, dass uns an diesem Abend, nach einem netten Abendessen beim Italiener, zwei Mädels von der Schweriner Rudergesellschaft noch die einzig interessante Kneipe am Ort zeigten. Ach ja, und den echten Joe Cocker haben wir auch noch gesehen, auf einem Konzert im Schlosspark, wir schauten, zumindest kurz, über den Zaun. Montag Eine entspannte Runde über den Schweriner See hatten wir uns für den Tag vorgenommen. Da wir für sieben Leute nur die „Nimms Leicht“ dabei hatten, mieteten wir uns von den Schwerinern noch einen Klinker-Doppel-Zweier. Es wurde eine nette kleine Tour, wir legten auf der Insel „Kaninchenwerder“ an, stiegen dort auf einen Turm, machten ein kleines Picknick. Ein schöner Urlaubstag, mit Baden und Sonne. Nur das geplante Grillen fiel abends buchstäblich ins Wasser, weil plötzlich dunkle Regenwolken aufgezogen waren. So aßen wir unseren leckeren Couscous-Salat unter dem Dach der Terrasse, neugierig beäugt von einer Krähe, die auf den Dachbalken herum hüpfte. Dienstag Diese Krähe! Hat sie doch tatsächlich heute Morgen unsere Wurst und unser in Silberfolie verpacktes Gemüse aufgefressen, das wir auf der überdachten Terrasse gelagert hatten! In der Salami klafften trichterförmige Schnabel-Spuren. Als das Viech uns gestern Abend beobachtet hatte, da hatte sich noch niemand etwas dabei gedacht. Und jetzt dies. Dienstag war unser Ruhetag. Wir fuhren an den Strand, und zwar auf die Ostseeinsel Poel: Baden in der Ostsee, dank Nicole Frisbee und Beach-Ball am Strand. Und dann Kuchen und Fisch in Wismar („Cafe Glücklich“ und „Ziegenkrug“). Mittwoch Wir verließen Schwerin und wollten in den kommenden Tagen nach Plau rudern. Doch was als nette Ruder-Etappe begann (schönes Wetter, glattes Wasser, baden), sollte bald eine gruselige Wendung nehmen. Kaum waren wir aus dem Schweriner See in den Stör-Kanal hinein gerudert, da trieb etwas Eigenartiges im Wasser neben uns. Es sah erst aus wie ein Müllsack. Doch als wir mit wenigen Metern Abstand daran vorbei fuhren, da konnten wir sehen, dass es kein Müllbeutel war, sondern eine aufgeblasene Regenjacke, die da aus dem Wasser ragte, und dass es auch einen Schuh gab und, zum Glück ein Stück unter Wasser, auch einen Kopf mit blonden oder grauen Haaren. War das eine Schaufenster-Puppe? Oder womöglich… ein Mensch?? Nach einigen Schreck-Sekunden und nachdem wir auch nochmal vorsichtig ein Stück rückwärts darauf zu gefahren waren, rief Matthias die Polizei an. Es dauerte eine Weile, bis schließlich ein Polizei-Boot auftauchte. Wir hatten uns bis dahin mit einem kleinen Sicherheitsabstand in der Nähe gehalten, während dieses „Ding“ langsam hinter uns her trieb, und hatten dann schließlich ein Stück Strom abwärts angelegt. Es war tatsächlich eine Leiche. Nun standen wir am Ufer, als die beiden Wasser-Schutz-Polizisten den Körper ans Ufer wuchteten (einer der beiden war dazu sogar ins Wasser gegangen). Die Polizistin fragte Matthias, ob er ihr die Festmacherleine des Polizeibootes abnehmen könnte. „Die Leine schon, die Leiche nicht!“ entgegnete der trocken. Es gab an diesem Tag noch Schleusen, Pausen, ein paar Regenschauer. Als wir schließlich an unserem ruhigen, im Wald gelegenen Wasserrastplatz ankamen, waren wir alle froh, dass unser Landdienst schon die Zelte aufgebaut hatte. Wir grillten an diesem Abend, und ließen danach den Abend am Lagerfeuer ausklingen. Donnerstag Brötchen holen, Kaffee kochen, Frühstücken direkt am Wasser, die Zelte abbauen und dann los aufs glatte Wasser. Das Schöne an Wanderfahrten wie dieser ist das es so schön einfach und rudimentär zugeht. Der Stör -Kanal und die Elde-Müritz Wasserstraße führten uns durch Wälder, Wiesen und Felder. Mal regnete es, dann kam die Sonne wieder durch. „Es wird ja schon heller“ war die Devise des Tages, wobei das Wetter den ganzen Tag über immer besser wurde und wir abends, nach einer recht langen (und strammen) Etappe von der letzten Schleuse den Zeltplatz in Burow sogar bei Sonnenschein erreichten. Wir fuhren abends noch mit dem Bus nach Parchim zum Essen (Indisch). In dem kleinen Städtchen war am Nachmittag Angela Merkel auf Wahlkampftour gewesen. Warum Parchim jedoch als Weltkulturerbe geführt wird, erschloss sich uns nicht so recht. Ganz nett zwar, aber wirklich mit „Machu Picchu“ oder den Pyramiden zu vergleichen? Freitag Nachts hatte es ein starkes Gewitter gegeben. Kräftiger Regen prasselte auf die Zelte, Windböen zerrten an den Heringen und durch die Zeltwände flackerten Blitze. Als wir morgens auf unserer überdachten Bank frühstückten, während der Regen von heftigen Wind-Böen gepeitscht über das Schilf fegte, da stellte sich zumindest kurzzeitig die Frage, ob wir wirklich unter allen Umständen diese Fahrt fortsetzen sollten? Wir entschlossen uns, die anstehende 35km-Etappe mit zwei größeren Pausen aufzulockern und ggf. sogar zwei Mal den Landdienst zu tauschen. Aber dann hörte der Regen entgegen aller Vorhersagen auf und ein kräftiger Schiebewind erleichterte uns die Fahrt von Schleuse zu Schleuse. Schließlich erreichten wir Plau, ein kleines, sympathisches Städtchen, und auch unser Ziel. Auf dem Campingplatz in Plau hatte Michael Finn-Hütten für uns gebucht, das war, vor allem im Vergleich mit dem Zelten, wirklich komfortabel. Samstag Michi verließ uns heute, sie musste zum Zug, denn sie wollte am Sonntag an einem Skate-Halbmarathon in Berlin teilnehmen. Und so entschlossen sich unsere beiden Damen, sie gemeinsam zum Zug zu bringen, während wir eine „Herrentour“ auf dem Plauer See machten. Perfektes Ruderwetter. Das Boot lief wirklich super und wir zischten über den See. Zwischendurch legten wir hin und wieder mal an, badeten, stärkten uns hier mit einen „Schwedenbecher“ (Vanille-Eis, Apfelmus, Eierlikör) und dort mit einem Fischbrötchen. Und erregten ein wenig Aufsehen in Plau, als wir „formvollendet“ entlang der Uferpromenade durch die Stadt ruderten – einen Ruderverein gibt hier seltsamer Weise (noch) nicht, aber vielleicht wird nach unserem Beispiel ja bald einer gegründet. Die Wanderfahrt endete in einem Fischlokal mit leckerem Räucherfisch, und, zu guter Letzt, mit einem Bier am Strand des Campingplatzes. Am Sonntag stand dann nur noch die zehnstündige Rückfahrt auf dem Programm. Teilnehmer: Michael Schmiedebach, Matthias Rentrop, Nicolas Duret, Frank Poplow, Veronica Francas, Nicole Tieben, Michi Geppert, Stephan Herwig